Faszie - Was ist das? Ihre Aufgaben. Habe ich ein Einfluss auf sie ?

Was sind Faszien genau?

Momentan gibt es einen richtigen Hype über Faszien. In der Therapie sind diese schon lange bekannt hier möchte ich einen kleinen Überblick geben.
Rund 30 % aller Schweizer leiden regelmäßig unter Rückenschmerzen und Beschwerden im Lendenbereich. Doch erst kürzlich hat man herausgefunden, wo der Übeltäter dafür häufig wirklich steckt, wenn Bandscheiben, Wirbel und die Nerven bislang in Ordnung waren: Oft ist das Bindegewebe daran schuld - kurz gesagt, die Faszien oder die Muskeln. Sogenannte Myofasziale Triggerpunkte, also kleine Muskel- und Faszienanteile die nicht mehr funktionieren lösen dann diese Schmerzen aus. Gerade ein geschulter Physiotherapeut hat auf ein solches Problem viel Einfluss.

 


Faszien Technik an der Wade

Was sind Faszien?

Dabei handelt es sich um ein weisses Geflecht, das sich unter der Haut befindet und eine Art Hülle für die Muskulatur darstellt. Tatsächlich sind Faszien vielmehr als ein reines Füllmaterial, wovon Wissenschaftler über Jahrzehnte hinweg ausgingen. Die Faszien sind ein Organ, das eine grosse Rolle für die insgesamte Stabilisierung des Körpers spielt und über zahlreiche Nervenenden und Schmerzsensoren verfügt. Sie sind dazu in der Lage, sich von alleine zusammenzuziehen und die Kraft zwischen verschiedenen Muskeln zu übertragen. Diese intensive Vernetzung mit der Muskulatur und dem Bindegewebe machen Faszien zu einem wichtigen Organ, das direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Psyche haben kann. Natürlich auch umgekehrt.

Welche Aufgaben Faszien in unserem Körper erfüllen

In erster Linie sind Faszien dazu da, die Muskelgruppen voneinander abzugrenzen. Allerdings fliesst auch die Lymphflüssigkeit, welche Abfallprodukte aus den Zellen transportiert, zwischen dem faszialen Bindegewebe. Jede einzelne Regung eines Muskels wirkt sich dabei direkt auf die Lymphbewegung aus. Bei Faszien kann zudem ein Verkleben eintreten, wenn sich die Lymphe durch Verspannungen in der Muskulatur staut.

 

 

Faszien sind von grosser Bedeutung für unseren kompletten Bewegungsapparat. Nach einer Operation, in Schonhaltung, bei starkem psychischen Stress oder auch einfach bei zu wenig Bewegung kann es geschehen, dass sich die Faszien unter der Haut verkürzen oder verhärten und dadurch eine andere Form annehmen. Dabei nimmt der Anteil an Elastin ab und wird vom Organismus durch Kollagen ersetzt, das nicht in gleichem Masse dehnbar ist. Das Ergebnis: Die Muskeln verhärten sich, man fühlt sich weniger beweglich und unsere Gelenke schmerzen schneller bei ganz alltäglichen Abläufen. Bekannt ist das, wenn der Bereich und Schulter den Nacken schmerzt. Dort lösen Verspannungen oft auch Kopfweh oder Migräne aus.

Wie Faszien mit unseren Nervenbahnen verbunden sind

Die Faszien in unserem Körper sind um jeden noch so kleinen Muskel geschlossen, doch auch unsere Organe und unsere Knochen werden davon umhüllt. Selbiges gilt außerdem für die Nerven. Da Faszien ein zusammenhängendes, großes Organ im Körper sind, die nicht über eine bestimmte Form oder ein Ende verfügen, muss man sie sich bildlich als eine Art Geflecht vorstellen, das aus vielen Schichten besteht. Faszien sind somit eine Art zweite Haut, die im Körper stark verzweigt ist und nahtlos ineinander greift. Die Dicke ist unterschiedlich und kann bis zu mehreren Millimetern Durchmesser betragen.

Weil die Faszien in direkter Verbindung mit wichtigen Nervenenden stehen, haben sie direkten Einfluss auf unser vegetatives Nervensystem und damit auch auf unser Schmerzempfinden. Genau genommen stellen die Faszien den äußeren Bereich des autonomen Nervensystems im Körper dar, was bedeutet, dass wir diese nicht bewusst kontrollieren können. Dennoch haben sie die wichtige Aufgabe, lebenswichtige Abläufe selbstständig zu übernehmen - diese Prozesse bekommen wir nicht aktiv mit. Sowohl die Verdauung als auch die Atmung und die Steuerung einiger Muskeln stehen in diesem Zusammenhang mit der Arbeit der Faszien.

Faszien und Ernährung - wo ein Zusammenhang besteht

Die sogenannten Fibroblasten spielen eine große Rolle für die Struktur und die Elastizität des Bindegewebes. Diese Zellen sind dafür verantwortlich, neue kollagene Fasern zu bilden und schaffen somit eine stabile Grundstruktur für das Fasziengewebe im Körper. Massagen und andere manuelle Therapien können bereits einen großen positiven Einfluss auf die Faszien haben, allerdings spielt auch die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle.

Verschiedene Nährstoffe, die wir über unsere tägliche Ernährung zu uns nehmen, werden unmittelbar in die Faszien geleitet und dort von den Zellen direkt weiterverarbeitet. So benötigt der Organismus zum Beispiel an dieser Stelle Kohlenhydrate, um eine solide Basis für das Bindegewebe zu schaffen. Wenn die Ernährung sich jedoch aus vielen einfachen Zuckerstoffen zusammensetzt, entstehen mit der Zeit winzige Kristalle in dieser Substanz. Das Resultat sind brüchige und instabile Faszien.

Eine ausgewogene Ernährung ist aus diesem Grund ein wichtiger Aspekt, der nicht vernachlässigt werden sollte. Dazu zählt eine Zusammensetzung aus Nährstoffen, die unter Körper optimal verwerten kann. Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, aber auch gute Eiweiße liefern essenzielle Bausteine für unsere Zellen. Darüber hinaus muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden: Mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag sollte jeder erwachsene Mensch zu sich nehmen, um den Organismus optimal zu versorgen. Lebenswichtige Vitamine - allen voran Vitamin C - werden über frisches Obst und Gemüse aufgenommen, die einen großen Teil unseres täglichen Speiseplans ausmachen sollten.

Weiterhin ist ein gesundes Säure-Basen-Gleichgewicht von Vorteil für die Elastizität im Bindegewebe. Hier kann mit einer Auswahl entsprechender Lebensmittel viel erreicht werden - am besten lässt man sich diesbezüglich vom Hausarzt oder einem Ernährungsberater Tipps geben, um den Speiseplan richtig anzupassen.

Die Faszien störende Schmerzen im Körper verursachen können

Durch gezieltes Faszientraining lassen sich akute und chronische Schmerzen effektiv lindern. Auf der einen Seite schaffen die Faszien im Körper genügend Stabilität, auf der anderen Seite sind sie für die Geschmeidigkeit zwischen Muskeln und Organen zuständig. Daher ist es wichtig, dass dieses Gewebe möglichst elastisch, widerstandsfähig und weich bleibt. Ist dies gewährleistet, sinkt die Wahrscheinlichkeit, unter schmerzhaften Verspannungen oder Muskelverhärtungen zu leiden. Auch der Lymphfluss wird durch Faszientraining wieder optimiert.

Optimal ist, das Training regelmäßig durchzuführen und nicht zu vernachlässigen, wenn sich erste positive Effekte dadurch einstellen. Ansonsten kann es schnell passieren, das bereits nach kurzer Zeit wieder erste Verspannungen auftreten oder gar schwerere Verletzungen wie Zerrungen entstehen können. Reines Muskeltraining genügt hier nicht, denn da die Faszien ein Organ sind, das sich unabhängig von der Muskulatur "bewegt", muss dieses auch separat trainiert und behandelt werden, damit es korrekt arbeiten kann.

Wie Sich die Faszie trainieren lässt: Verschiedene Therapieansätze für einen maximalen Effekt

Es gibt verschiedene Methoden, die Faszien im Körper effektiv zu trainieren. Zunächst existieren klassische alternative Bewegungsabläufe, wie sie unter anderem bei Pilates, Yoga oder auch Tai Chi ausgeführt werden. Die meisten Kampfkünste und Gymnastikarten aus Asien trainieren unter anderem gezielt das Bindegewebe und verbessern das Körperbewusstsein des Patienten. Wichtig ist, dass das Training mit Geduld und möglichst sanft ausgeführt wird: Weiche Dehnübungen mit einer gewissen Dynamik sind ideal, um die Faszien zu stimulieren.

Ein anderer Ansatz ist, Manuelle Therapien wie Massagen durchzuführen. Auch Rolfing kann sich positiv auf unsere Faszien auswirken, den Stoffwechsel in Schwung bringen und den Lymphfluss optimieren. Bereits an zahlreichen Studien an Tieren stellten Forscher fest, dass die Faszien im Körper sich bei zu wenig Bewegung und einer falschen Belastung schnell untereinander verkleben oder sogar verfilzen können. Diese Verklumpungen lassen sich allerdings auch wieder lösen, wenn sanfte Massagen durchgeführt werden.

Von großer Bedeutung ist, sie nachhaltig zu behandeln. Unser Fasziensystem sollte nicht mit der normalen Muskulatur verglichen werden: Während Muskeln sich relativ schnell trainieren lassen, verändert sich das Bindegewebe nur gemächlich. Deshalb muss das Faszientraining in regelmäßigen Abständen erfolgen und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, um eine langfristige Verbesserung mit sich zu bringen. Schon wenige Minuten Training und tägliches Dehnen oder eine längere Physiotherapie-Sitzung pro Woche, trägt langfristig zu einem geschmeidigen und elastisches Bindegewebe bei und hilft Rückenschmerzen vorzubeugen z.B. bei Schmerzen in der Wade oder der Achillessehne. Natürlich hat man auch mit Faszien-Rollen einen Einfluss auf die Spannung der Faszien und Muskeln. Wenn man die Rolle oder den Ball unter professioneller Anleitung dosiert einsetzt, kann sie durchaus eine Hilfe sein. Natürlich kann man diese Rollen auch zu oft einsetzen und man destabilisiert sich indem man sich zu viel Spannung aus bestimmten Gebieten nimmt. Deshalb raten wir, dass man die Faszienrolle nicht mehr als ein bis zweimal in der Woche anwenden sollte. Es sei denn, die Physiotherapeut*in hätte Ihnen eine bestimmte Aufgabe gegeben.

 

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