Hamstrings Verletzungen
Hamstrings Verletzungen: Prävention, Symptome und Rehabilitation der Oberschenkelrückseite
Die Hamstrings – auch als ischiocrurale Muskulatur bekannt – spielen eine zentrale Rolle für die Beweglichkeit und Stabilität der Oberschenkelrückseite. Ob beim Sprint, Sprung, Richtungswechsel oder beim Kicken: In fast allen Sportarten sind die Hamstrings unverzichtbar. Besonders der Biceps femoris ist als Teil dieser Muskelgruppe häufig von Verletzungen betroffen. Doch warum ist das so, wie lassen sich Beschwerden erkennen und was ist für eine erfolgreiche Rehabilitation entscheidend? In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige rund um die Hamstrings, ihre Funktion und wie Sie Verletzungen vorbeugen und behandeln können.
Übungen für die Hamstrings
Dehnungen für die Hamstrings
Die Bedeutung der Hamstrings für Sport und Alltag
Die Oberschenkelrückseite ist für zahlreiche Bewegungen verantwortlich, die im Sport wie auch im Alltag gefordert sind. Die Hamstrings sind vor allem bei explosiven Bewegungen wie Sprints, Sprüngen, schnellen Richtungswechseln oder Kickbewegungen aktiv. Auch beim Gehen und Stehen sorgen sie für Stabilität und kontrollieren die Bewegung des Beines. Ein gesunder und kräftiger Biceps femoris sowie die weiteren Hamstring-Muskeln sind daher essenziell für eine optimale Bewegungsfreiheit und Schmerzlinderung.
Eine aktuelle Meta-Analyse mit 5.952 dokumentierten Verletzungen zeigt, dass Hamstringverletzungen rund 10 % aller Verletzungen in feldbasierten Mannschaftssportarten ausmachen (Maniar et al., 2022). Besonders im Fussball ist die Belastung hoch: Hier entfallen zwischen 5 und 15 % aller Verletzungen auf die Hamstrings. Die Wiederverletzungsrate ist mit bis zu 68 % alarmierend hoch (Diemer et al., 2021). Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig gezielte Prävention und Rehabilitation für die Oberschenkelrückseite sind.
Anatomie der Oberschenkelrückseite: Fokus auf den Biceps femoris
Die Hamstrings setzen sich aus drei Muskeln zusammen: Biceps femoris, Semitendinosus und Semimembranosus. Sie entspringen am Sitzbein (Tuber ischiadicum) und setzen am Unterschenkel an. Der Biceps femoris verläuft an der äusseren Seite der Oberschenkelrückseite und setzt am Wadenbeinköpfchen (Caput fibulae) an. Die beiden anderen Muskeln setzen an der Innenseite des Schienbeins an. Alle drei Muskeln sind biartikulär, das heisst, sie überqueren sowohl das Hüft- als auch das Kniegelenk. Dadurch können sie die Hüfte strecken, das Knie beugen und rotieren – Funktionen, die für sportliche Leistungsfähigkeit und alltägliche Bewegungen essenziell sind.
Warum sind die Hamstrings so verletzungsanfällig?
Die hohe Verletzungsanfälligkeit der Oberschenkelrückseite lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären. Die Hamstrings übertragen bei schnellen Bewegungen enorme Kräfte zwischen Bein und Rumpf. Besonders bei explosiven Aktionen wie Sprinten, abruptem Abbremsen oder schnellen Richtungswechseln sind sie stark gefordert. Die meisten Hamstringverletzungen entstehen ohne direkten Kontakt – meist im Übergang zwischen Muskel und Sehne, häufig beim Sprinten oder bei maximaler Dehnung.
Der Biceps femoris ist dabei besonders häufig betroffen: Bis zu 80 % aller Hamstringverletzungen betreffen diesen Muskel (Gronwald et al., 2022). Ein weiterer Risikofaktor ist ein Ungleichgewicht zwischen der vorderen und hinteren Oberschenkelmuskulatur. Ist die Muskulatur der Oberschenkelrückseite im Vergleich zum Quadrizeps zu schwach oder zu verkürzt, steigt das Risiko für Muskelverletzungen deutlich an.
Typische Symptome und Diagnostik bei Hamstringverletzungen
Ein plötzlicher, stechender Schmerz an der Oberschenkelrückseite ist das klassische Symptom einer akuten Hamstringverletzung. Betroffene berichten oft von einem „Schnalzen“ oder „Reissen“ während der Belastung. Bei einem Muskelfaserriss ist die Beweglichkeit meist sofort eingeschränkt, während eine Überlastung eher zu dumpfen, ziehenden Beschwerden führt. Auch Schwellungen oder Blutergüsse können auftreten.
Eine genaue ärztliche Diagnostik ist wichtig, um die Art und das Ausmass der Verletzung festzustellen. Neben der klinischen Untersuchung kann eine Bildgebung wie Ultraschall oder MRT sinnvoll sein, um Muskelfaserrisse oder Sehnenbeteiligungen zu erkennen. Beschwerden ohne klar erkennbare traumatische Ursache sollten immer sorgfältig differentialdiagnostisch abgeklärt werden.
Rehabilitation der Hamstrings: Sicher zurück zur Aktivität
Nach der Diagnose einer Hamstringverletzung sollte die Rehabilitation möglichst früh beginnen. Ziel ist es, die Bewegungsfreiheit der Oberschenkelrückseite wiederherzustellen und das Risiko für erneute Verletzungen zu minimieren. Ein aufgabenbasierter Ansatz (task-based approach) hat sich bewährt, da die Anforderungen je nach Sportart und Verletzungsausmass variieren.
Die Rehabilitation gliedert sich in mehrere Phasen, die individuell angepasst werden:
- Akutphase: Schmerzlinderung und Entzündungshemmung stehen im Vordergrund. Die Belastung wird reduziert, aber vollständige Ruhigstellung sollte vermieden werden.
- Aufbauphase: Schrittweise Steigerung der Belastung, gezielte Kräftigungsübungen für die Hamstrings und insbesondere den Biceps femoris. Ergänzend werden Übungen für die Rumpfstabilität und die Gesässmuskulatur integriert.
- Sportartspezifische Phase: Wiedereinstieg ins Lauf- und Sprinttraining, Verbesserung der Bewegungskoordination und Agilität.
- Return-to-Play: Belastungssteigerung bis zur vollständigen Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität, immer unter Kontrolle der Schmerzintensität (idealerweise unter 4/10 auf der Schmerzskala).
Wichtig ist, dass die Übungen individuell an die Bedürfnisse und Ziele der Patientinnen und Patienten angepasst werden. Eine enge Betreuung durch erfahrene Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten unterstützt eine sichere und effektive Rückkehr zur Aktivität.
Prävention: So schützen Sie Ihre Oberschenkelrückseite
Um Verletzungen der Hamstrings und des Biceps femoris vorzubeugen, empfiehlt sich ein ausgewogenes Trainingsprogramm:
- Regelmässiges Krafttraining für die Oberschenkelrückseite, um muskuläre Dysbalancen auszugleichen.
- Gezieltes Dehnen und Mobilisation vor und nach intensiven Belastungen.
- Gründliches Aufwärmen vor Training und Wettkampf.
- Optimierung der Lauf- und Sprinttechnik sowie Übungen zur Verbesserung der Rumpfstabilität und Agilität.
Gerade für Fussballerinnen und Fussballer sowie Läuferinnen und Läufer ist die Prävention von zentraler Bedeutung, da die Belastung der Oberschenkelrückseite in diesen Sportarten besonders hoch ist.
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Training fortsetzen oder pausieren?
Treten akute, stechende Schmerzen an der Oberschenkelrückseite auf, sollte das Training sofort abgebrochen werden. Bei moderaten Beschwerden empfiehlt sich eine Trainingspause oder Reduktion, bis schmerzfreie Bewegung wieder möglich ist. Eine frühzeitige physiotherapeutische Abklärung hilft, das Risiko für chronische Beschwerden oder erneute Verletzungen zu minimieren.
Fazit
Die Hamstrings und insbesondere der Biceps femoris sind für die Funktion und Gesundheit der Oberschenkelrückseite von zentraler Bedeutung. Durch gezielte Prävention, frühzeitige Diagnostik und individuell angepasste Rehabilitation lassen sich Verletzungen effektiv behandeln und die Bewegungsfreiheit nachhaltig sichern. Ein ausgewogenes Training und eine professionelle physiotherapeutische Begleitung sind der Schlüssel zu einer gesunden und leistungsfähigen Oberschenkelrückseite – für Sport und Alltag. Melden Sie sich bei uns.
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